OUT OF TIME - der karnische höhenweg - ETAPPE 4

SAMSTAG : 27. Juli 2013


ETAPPE 4

Von der  Filmoor/Standschützen-Hütte zur Neue-Porze-Hütte (ca. 3 1/2 h)
mit Umweg über SONNENAUFGANG AM FUSSE DES GROSSEN KINIGAT



Um 4 Uhr morgens bimmelt der Handy-Wecker. Ich stehe auf, wie ein Automat, wir schleichen uns aus dem Schlafraum, um niemanden zu wecken, ziehen uns unsere Klamotten an und stapfen in die Nacht hinaus. Es ist dunkel, der Mond scheint milde. Und ich fühle mich halb bewusstlos.

... Wir steigen im Mondlicht ca. 1/2 Stunde den Pfad zur Kinigat-Südwand hinauf, dann fängt der schmale Steig über ein Schotterfeld an. Ich fühle mich zittrig und nach einer Viertelstunde, als der Steig immer schmäler, abgeschrägter und steiler wird, merke ich, wie ich ängstlich werde. Ich bin nicht sicher auf den Beinen, und dieses Schotterfeld möchte ich nicht runtersegeln. Ich rufe Ru. zu, dass ich lieber hier unten den Sonnenaufgang erwarte.

Ich drehe mich langsam, mit weichen Beinen, auf dem Steig um und hocke mich erst einmal einige Minuten hin. Es wird besser. Ich gehe langsam den Steig hinab, bis ich wieder "festen Boden", sprich Almen-Wiesen unter den Füßen habe. Von hier sieht man auch alles, die Dolomiten auf der italienischen Südseite, in der Ferne blinkende Lichter italienischer Orte, noch im Schlaf versunken. Es dämmert langsam, im Osten wird es schon hell. Ich laufe ein wenig umher, zwischen Grenzsteinen herum. Es ist alles sehr unwirklich. Ich esse zwei "Power-Bars".

Und gegen 5:45 kommt sie, die Sonne. Mein erster Sonnenaufgang in den Bergen. Die grünen Alm-Matten werden in zartgoldenes Licht getaucht.

Ich gehe irgendwann zurück zur Hütte. Es ist alles noch ruhig und ich setze mich auf die Hüttenbank in die Sonne. Etwas später gesellt sich die italienische Frau dazu, und ich schaffe es, einige Worte auf italienisch mit ihr zu wechseln (was mich ungemein freut!). Meine Freundinnen seien auf den Berg gestiegen, mir jedoch sei der Weg zu steil ("ripido") gewesen, da ich etwas Höhenangst  ("paura") hätte. Sie versteht das, bei ihr sei es genau so.

Später kommen die beiden anderen wohlbehalten zurück. Wir frühstücken. Ich lege mich nochmal hin, und wache dann gegen 9:00 morgens wieder auf (hier auf dieser Hütte darf man sich auch mal am hellichten Tag hinlegen, die sind nicht so streng. Sehr schön!).

Es ist ein sonderbares Gefühl, das Zeitempfinden ändert sich, wenn man so früh aufsteht.
Ru. und ich gehen dann irgendwann los, Richtung Neue Porze Hütte, den Normalweg (Ra. hat's gepackt, sie nimmt einen Klettersteig, der auch zur nächsten Hütte führt).

Ru. und ich steigen erstmal hinab, in einen Talkessel zum Oberen Stuckensee. Und ich merke meine Knie. Und verwende brav meine Wanderstöcke zum abstützen. Das Alter! Unten am See muss ich unbedingt ins eiskalte Wasser hineinsteigen, das Eintauchen spare ich mir. Dann geht es wieder HINAUF, dann eine Zeitlang entlang auf der Höhe. Man sieht die Neue-Porze-Hütte an, aber der Weg zieht sich, geht dann natürlich wieder HINAB (ein Stücklein ist sogar seilversichert, aber nicht beängstigend.) Bloß die Knie!

Wir erreichen die Neue-Porze-Hütte, die eher einem Ausflugslokal ähnelt, da sie via einen Fahrweg erreichbar ist. Hier sitzen dann auch gelanweilte Teenager mit ihren Familien herum, oder Mountain-Biker. Ein großer Gegensatz zur Hütte davor. Beim Mittagessen unterhalten wir uns mit einem österreichischen Politik-Studenten, was ich sehr interessant finde. Schließlich kommt die Hälfte meiner Vorfahren auch aus diesem Lande ...

Etwas später triftt auch Ra. ein, und ich bin erleichtert, man weiß ja nie ...
Im Betten-Lager lerne ich Marilen aus der Schweiz kennen. Sie ist alleine unterwegs, und ich bin furchtbar beeindruckt. Vor allem auch, weil sie aus der anderen Richtung kommt, also die mindestens 8-stündige, so genannte "Königs-Etappe" gerade hinter sich hat. 

Beim Abendessen sitzen wir dann alle beisammen, und es hat sich noch eine Allein-Wanderin, Gabriele aus Göttingen zu uns gesellt. Ich finde das ungeheuer motivierend, dass die da machen und freue mich. Ein Gewitter schaut auch noch vorbei.





So um 5:00 Uhr morgens: Blick nach Süden/Italien 
So um Halb 6 Uhr morgens. Rechts oberhalb der Steig zum Kinigat.

Sonnenaufgang.



Jetzt ist es vermutlich schon 6:30.

Mal so dazwischen: was alles in einen Wanderrucksack passt. 
Blick zurück auf den Kinigat.


So halblinks geht es da hinunter ins Leitner Tal. Dann da rechts wieder auf den Heretriegel hinauf.

Das Wasser ist sehr kalt: der Obere Stuckensee aus der Nähe.



Auf dem Weg zur Neuen-Porze-Hütte. Sieht gefährlich aus, ist es aber nicht.

Die Neue-Porze-Hütte. Hier treffen sich Flachland und Alpine Welt.

UFO-Wolken.

Das Gewitter naht.



FORTSETZUNG FOLGT.

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