Reden wir über Geld. Teil 3

Sind Sie KünstlerIn, Kreative/r, Kulturschaffende/r? Und sind auch Sie es leid, sich dafür rechtfertigen zu müssen, für Ihre Tätigkeit das wohlverdiente Geld einzufordern? Können Sie Sätze wie "Kunst ist halt Luxus!" oder "Mit Kunst konnte man noch nie Geld verdienen!" einfach nicht mehr hören?

Dann können Sie endlich aufatmen; denn BOUTIQUE VRENI TM hat einige der unsäglichsten Sätze, denen KünstlerInnen und Kreative permanent ausgeliefert sind, gesammelt. UND: kurze und griffige Antworten dazu entwickelt. 

SCHLUSS MIT RECHTFERTIGUNG UND SCHLECHTEM GEWISSEN!

Heute der langerwartete und letzte Teil 3:
----> (zu Teil 1 gehts hier, und zu Teil 2 hier)



12 "Künstlerinnen und Künstler sollten nicht mehr Geld verlangen, denn anderen geht es ja noch schlechter."

Ein Totschlag-Argument. Polemisch und daher eigentlich nicht ernstzunehmen.
By the way: dem Großteil der Menschen in der Welt geht es schlechter, als uns in unsrer westlich- industrialisierten Welt. Halt, Stop ... es kann nur undifferenziert werden ...

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13 "Warum sollten Künstlerinnen und Künstler bevorzugt werden, in dem sie staatliche Förderungen erhalten?"

Weil Künstlerinnen und Künstler (meist) keine verwertbaren Produkte für den Markt hervorbringen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Ihre Aufgabe ist: Reflektion. Kommunikation. Das Experimentieren. Alles notwendig für das geistige und seelische Gedeien einer Gesellschaft. Lässt sich leider nur schwer unmittelbar verkaufen.
Im übrigen: Den Begriff "Förderung" wüssten wir gerne durch den Begriff "Investition" ersetzt. Gerne auch durch den Begriff "Honorar".

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14 "Staatliche Förderungen sind für Künstlerinnen und Künstler gar nicht gut, denn dadurch werden diese abhängig, und können nicht mehr frei arbeiten."


Wenn Künstlerinnen und Künstler von privaten Geldgebern Gelder erhalten, sind sie ebenso abhängig. Wenn nicht sogar mehr.
Wenn Künstlerinnen und Künstler GAR keine Gelder erhalten, landen sie bei ALG2. Oder auf der Straße.
Der Begriff "Frei" umschreibt hier wohl den Inhalt "Frei von GELD"

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15 "Kunst ist Luxus."

Falsch. Kunst ist notwendig für das geistige und seelische Gedeien einer Gesellschaft. Kunst und Kultur sind "Geistige Nahrung". Wussten offenbar schon die alten "Höhlenmenschen", die es ja trotz prekärer Lebensumstände schafften, Wandmalerein u.ä. zu verfertigen.
"Luxus" dagegen wären: Das neue Iphone. Der Flachbild-Fernseher. In-einer-Stunde-von-Frankfurt-nach-Köln-fahren-können. Brauch mensch alles nicht wirklich.



Kommentare

  1. Weitere häufig gehörte Aussagen:

    »Mach doch etwas anderes, wenn du von deiner Kunst nicht leben kannst«

    »Werde doch Kunstlehrer oder Kunstprofessor«

    »Arbeite doch für die Werbung«

    »Heirate doch eine reiche Person«

    »Mal doch freundlichere Bilder«

    »Um Kunst zu machen musst du wohlhabend sein«

    »Man muss mit den richtigen Leuten einen Saufen gehen«

    »Viele erfolgreiche Künstler sind meistens rücksichtslos bzw. Arschlöscher«

    »Um weiter zu kommen, kommt es nicht darauf an gute Kunst zu machen«

    usw.

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    1. Das statemetn zu den "/wirtschaftlich/ "erfolgreichen" "aka "arschxxxx" -Künstlern stimmt auffällend, Leute wie Baselitz haben ihr "gwonnenes" Geld genommen, um sich (wie er schon 1979) ein Schloss davon zu kaufen, anstatt etwa andere Künstler und alternative Kunstprojekte zu fördern oder zu unterstützen, noch ndere wie Warhol haben gekauft gekauft und ein-gekauft und Keller voller ungeöffneter Pakete hinterlassen, nach seinem Tod entdeckt, den Vaklerie Solanas durch ihr "künstlerisches" Attentat auf ihn, vorher mit herbei geführt hatte, etc.

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    2. @anonym: danke für die ergänzungen :)
      tja, eine gewisse rücksichtslosigkeit trägt wohl stets zum erfolg bei. leider.
      und künstlerInnen sind auch oft kein vorbild an solidarität. z.b. kommen ja viele dieser sprüche aus den "eigenen reihen".
      »Um Kunst zu machen musst du wohlhabend sein«, hm, da ist ja nun auch was dran :-/

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  2. Es gibt halt leider ziemlich viel beschissene Kunst. Ob die für mein "geistiges und seelisches Gedeien" (PS: es heißt "Gedeihen") notwendig ist, kann ich immer noch ganz gut selbst entscheiden.

    Die einzig sinnvolle Forderung ist die, dass alle Menschen frei und selbstbestimmt leben können sollen (Nr. 6). Das schließt natürlich Künstler mit ein.

    Aber sorry, Leute, die unterkomplexen, öden oder selbstreferentiellen Mist produzieren und mir hinterher erklären wollen, dass das unbedingt notwendig ist und deshalb auch vergütet werden muss, das braucht kein Mensch. Kacken gehen ist auch notwendig und trotzdem will niemand Geld dafür haben.

    In diesem Sinne gleiches Recht für alle und Schluss mit Künstlern, die sich für was Besseres halten und deshalb Sonderrechte einfordern.

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    1. @anonym 2: danke auch Ihnen für die sinnreiche ergänzung meiner unsäglichen spruchsammlung:
      "künstler produzieren meist nur selbstreferentiellen mist, daher müssen sie nicht honoriert werden."
      "künstler wollen sonderrechte".
      ... die werde ich noch ergänzen.
      ... ansonsten würde ich Sie bitten, sich Fäkalsprache für Ihren stammtisch aufzuheben. danke.

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    2. @schrank-stipendium.

      sorry, sie haben mich vermutlich falsch verstanden. mein post war ein performativer künstlerischer akt, der die möglichkeitsbedingungen eines ästhetischen diskurses unter den vorzeichen globaler kapitalistischer warenproduktion reflektiert.

      da mich dieser kommentar 5 minuten meiner wertvollen zeit gekostet hat, und ich ihn nicht als luxus, sondern als essentielle geistige nahrung betrachte, wäre ich ihnen dankbar, wenn sie ihn mir entsprechend vergüten könnten. sollten sie einwände gegen meinen anspruch auf honorar haben, so bitte ich sie, darzulegen, unter welchen kriterien sie die vergabe von finanziellen zuwendungen an künstler gestalten wollen, und warum gerade sie darüber zu entscheiden haben, und nicht etwa ich.

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  3. Guter Beitrag sinnvoll und sinn findend!

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  4. Ich hab jetzt länger über diese Punkte nachgedacht, und welche vielleicht etwas differenzierter erörtert werden sollten. Aber die allen zugrunde liegende Frage lautet doch:

    Warum lassen KünstlerInnen das mit sich machen?

    Ein Bekannter, dem ich das kürzlich erläuterte, erwiderte: Zu den Bedingungen, zu denen KünstlerInnen arbeiten, bekommst Du doch keinen Buchhalter und keine Sekretärin.

    Warum arbeiten sie für so wenig Geld? Da muss es doch einen Ausgleich, einen erwarteten "Gewinn" geben als Triebfeder das schlechte Einkommen auszuhalten.

    Verena, was meinst Du? Worin könnte der "Gewinn" liegen?

    Grüße
    Stefan

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    1. @thing frankfurt / stefan:

      "Warum lassen KünstlerInnen das mit sich machen?"

      In der Tat, eine sehr grundlegende frage. da ich das ganze nicht mehr mit mir lassen lachen möchte, muss ich nun über beweggründe von anderen spekulieren.

      Ich denke, es liegt daran, dass die meisten künstlerInnen das immer noch stets vorherrschende bild des darbenden künstlers (van gogh und co.) verinnerlicht haben. und alle anderen sonderbaren vorstellungen: dass kunst luxus sei, etc. haben sie eben irgendwo auch verinnerlicht ... es ist so eine art selbst-disziplinierung. wie gesagt, viele dieser sprüche kommen ja von künstlerInnen selber. und das beispiel von deinem bekannten, das ist ja fast typisch, ich kenne das. "kunst"-fremde menschen haben da oft mehr verständnis, was das ökonomische angeht.

      Ich habe auch den eindruck, dass viele diskurse, die soziologische zusammenhänge betreffen, im üblichen kunstkontext oft außen vor bleiben (nicht immer natürlich). es ist, als handele es sich dabei um getrennte spären.

      Also: letzlich liegts an der verinnerlichung eines veralteten und sehr bürgerlichen kunstbegriffs.

      Oder, ach, vielleicht sind die meisten einfach devote menschen, welche gerne leiden.

      und was sind die alternativen?

      a) mit der "kunst" aufhören, und was ganz anderes machen (falls man überhaupt die möglichkeit hat.).

      b) weitermachen, weil man die "sache" wichtig und sinnstiftend findet (dies selbstverständlich eine wichtige grundmotivation; doch warum sollte diese nur für künstlerInnen gelten?); und: versuchen, etwas zu verändern. sich zu engagieren? aber wo?
      bestehende künstler-gruppierungen gelten als verstaubt. neue entstehen selten. hier tritt wieder der künstler-mythos in kraft. der/die künstlerIn ist voll-individualistisch und tut sich nicht gerne in gruppen zusammen.

      aber fragen wir doch mal bei FB nach, was andere so meinen ... :)

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  5. Gute Idee, die Frage auch auf FB zu stellen. Aber weder dort noch hier ist es zu substantiellen Antworten gekommen.

    Ich muss sagen, daß mich das ziemlich niederdrückt. Woran liegt es, daß die werten KollegInnen so wenig (öffentlich) über ihre Lage Auskunft geben wollen?

    In Konsequenz fällt es mit auch schwer andere künstlerische Arbeiten anzuerkennen. Denn die materielle Bedingtheit ist doch sowas wie die Basis, der Grund, auf dem alles andere aufbaut. So erscheint mir andere Kunst zunehmend als grund-los.

    Betrübt
    Stefan

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    1. ... ja, scheint niemanden zu interessieren. nicht so richtig. nach dem motto: " so ist es halt " ... ich bin auch betrübt darüber.
      innerlich jedoch: habe ich schon "gekündigt". ich will keine künstlerin mehr sein. nicht so, wie der status quo ist. so nicht. so neo-liberal. und devot.
      ... es tut gar nicht gut. ganz schlecht fürs selbstbewusstsein
      ... und die "werten KollegInnen" ... ich glaube, die interessieren mich bald gar nicht mehr. so als wochenend-unterhaltung mag der herkömmliche kunstkram ja amüsant sein. wenn man gast ist. wenngleich mich das mehr und mehr langweilt.
      ... wo es nun hingehen soll? ich weiß es noch nicht.
      ich glaube, dieses traditionelle künstler-ding, das ist so eine art neo-individual-liberale SEKTE. und ich habe schon daran gedacht, so eine art "exorzismus" anzubieten. für ausstiegswillige ... was meinst du, stefan?

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  6. Ja, wollte noch sagen "exorzismus", das klingt nicht schlecht. Oder wenigstens Hilfe zum Ausstieg. Denn Kunst machen hat doch anscheinend alle Kriterien eines Suchtverhaltens.

    Grüße
    Stefan

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